Facettengelenke sind kleine Verbindungen hinter den Bandscheiben, welche die Wirbelsäule stützen und ihr die Bewegung erlauben. Es sind je 2 Facettengelenke auf jeder horizontalen Ebene; Eines auf der rechten und eines auf der linken Seite der Wirbel. Die Facettengelenke sind auf ihrer Oberfläche mit Knorpel bedeckt. Das Facettengelenk selbst ist umhüllt von einer dickfaserigen Kapsel, welche das Facettengelenk in der richtigen Position hält und dem Gelenk Stütze gibt. Von jedem Facettengelenk laufen 2 kleine Nerven zum Spinalnerv zu, welche Informationen an den Spinalnerv senden und dieser an das Gehirn. Ist das Facettengelenk arthritisch oder anderweitig beeinträchtigt, senden die Nerven dies zum Gehirn, welches diese Informationen als „Schmerz“ übersetzt.
Facettengelenke sind empfindlich gegenüber Verletzungen, Abnutzungserscheinungen und Rissentwicklungen. Verletzungen an den Facettengelenken wie nach einem HWS- Schleudertrauma, Schlafen mit verdrehtem Nacken, eine plötzliche hektische Bewegung, Kopfüber tanzen, unkontrollierte drehende Bewegung des Spinalnervs, können zu einer Kapselverletzung, Irritation der Facettenoberfläche, oder Verkrümmung/ Verformung der Facettenanordnung führen. Täglicher Verschleiß der Facettengelenke kann durch abgenutzte Knorpel oder durch eine abgenutzte Bandscheibe ausgelöst werden. In diesem Fall schrumpft der Hohlraum zwischen den Wirbelkörpern und die Bandscheibe wird zusammengedrückt und wölbt sich vor, was sich mit abnormaler Belastung auf die Facettengelenke auswirkt.
Facettensyndrome im oberen HWS- Bereich können sich durch Kopfschmerzen an der Schädelbasis ausdrücken, Schmerzen in der Augenhöhle, Pfeifen im Ohr, und hohe Nackenschmerzen und Spannungsgefühl zeigen. Extension und Rotation verschlimmern die Symptome. Facettensyndrome im unteren HWS- Bereich können sich als offensichtlicher Schmerz selbst und Spannungsgefühl im Nacken, Schulter und oberen Rücken zeigen, Verlust der normalen S-Kurve und gewöhnlich schmerzt der Nacken bei Extension und Rotation.
Facettensyndrome an der Brustwirbelsäule zeigen sich als Schmerzen im mittleren Rücken mit Muskelverspannungen und Verlust der normalen S-Kurve. Der Schmerz zeigt sich für gewöhnlich bei Extension und Rotation.
Facettensyndrome an der Lendenwirbelsäule zeigen sich als schmerzhafter, klopfender, pochender Schmerz im unteren Rücken, im Gesäß, den Hüften und den Kniesehnen, in Verbindung mit Muskelverspannungen im Rücken. Der Schmerz wird für gewöhnlich ausgelöst durch Drücken auf die Facettengelenke oder simultane Streckung und Drehung in der LWS. Der Schmerz muss unterschieden werden von Sacroiliacalem Schmerz, welcher ähnlich beschrieben wird.
Die Behandlung von Facettensyndromen beinhaltet konservative Therapie wie lokale Wärme, Zug/ Streckung, Entzündungshemmende Medikamente, Muskel- Triggerpunkt- Injektionen, Physikalische Therapie, Interventionelle Therapie sowie Facettendenervierung, dorsale medial branch Nervenblockierung oder Denervierung. Unglücklicherweise gibt es keine heilende Behandlung gegen Arthrose selbst. Wenn die konventionellen Therapien nicht anschlagen werden in der Regel Facetteninfiltrationen durchgeführt. Wenn die Infiltration eine kurze aber entscheidende Schmerzfreiheit erzeugt, ist eine Denervierung zu empfehlen welche die Schmerzen auf Dauer in 80% lindert.
Bevor eine Denervierung durchgeführt wird, muss vorerst eine Facetteninfiltration mit Lokalanästhetikum durchgeführt werden. Bei der Blockierung der Nerven, erhält das Gehirn nicht länger die Information „Schmerz“ von dem betroffenen Facettengelenk und deshalb wird eine Schmerzfreiheit von ca. 2-4 Stunden erreicht. Wenn das Lokalanästhetikum nach 2-4 Stunden seine Wirkung verliert, kehrt der Schmerz für gewöhnlich zurück. Wenn die Infiltration den Schmerz für mindestens 50% lindert, ist die Infiltration positiv verlaufen und eine Denervierung ist angebracht. Wenn der Schmerz jedoch um weniger als 50% gelindert wird, beurteilen die meisten Spezialisten das Ergebnis als unklar und führen eher keine Denervierung durch.
Die Denervierung erfolgt mit einer radiofrequenten Hitzeablation. Die spezielle Nadel wird unter dem Röntgenbildwandler an das Facettengelenk geführt und die Spitze ist direkt auf den Nerv gerichtet, der aus den Facettengelenken seinen Ausgang hat und denerviert werden soll. Sensorische und motorische Tests werden dann ausgeführt um die korrekte Platzierung der Nadel am Nerv zu finden. Die Denervation jedes Nervs erfolgt mit 80°C für 90 Sekunden.
Komplikationen sind bei diesem Eingriff selten, aber einige Patienten machen die Erfahrung mit lokalen Muskelschmerzen und Muskelkrämpfen, was zwischen 2 und 5 Tagen, oder gar länger andauern kann). Der Erfolg einer Denervation hält für immer (in über 80% der Fälle) oder zwischen 6 und 8 Monaten an. Die Denervierung kann in 6-8 Monaten wiederholt werden, falls der Schmerz wieder auftauchen sollte.
Wenn die Denervierung den Schmerz nur teilweise lindert, wird der verbleibende Schmerz gewöhnlich durch chronische Veränderungen der Bänder/Sehnen, dysfunktionelles Sacroiliacalgelenk oder degenerativen Bandscheiben ausgelöst. Krankengymnastik kann hilfreich sein um erschlaffte Bänder und Sehnen zu straffen und die Gelenke zu stärken. Das Resultat sind weniger Schmerzen und bessere Funktion. Injektionen in das Sacroiliacalgelenk in regelmäßigen Abständen mit Steroiden können ebenso die chronischen Schmerzen lindern.