Eine häufige Ursache für Rückenschmerzen. Das Sacroiliacalgelenk (nachfolgend SIG genannt) ist ein langes C-Förmiges Gelenk welches nach unten hin mit dem Becken und nach oben hin mit dem untersten Teil der Lendenwirbelsäule verbunden ist.
Das SIG dient als Stoßdämpfer für das Becken und den unteren Rücken. Sie bewegen sich ständig wenn der Körper in Bewegung ist. Das gibt Stabilität und verteilt die Belastung gleichmäßig auf das Becken. Zusätzlich koordinieren die Gelenke die Muskelbewegungen zwischen dem Becken, dem unteren Rücken und der Hüften beim Gehen, Laufen und Beugen. Eine Stütze geben sie auch während ruhigem Stehen und Sitzen.
Mehr als 40% der unteren Rückenschmerzen sind bedingt durch Erkrankungen des SIG und der Bänder. Oft entstehen durch Verletzungen des SIG Dysfunktionen, die lumbale Bandscheibenprobleme und lumbale Facettensydnrome auslösen können. Das entsteht weil der untere Rücken und das Becken den vielen alltäglichen Tätigkeiten ausgesetzt sind und eine normale Stabilität und Funktion gewährleisten müssen. Viele Ärzte verbinden die Schmerzen im unteren Rücken mit Problemen der Bandscheiben im LWS Bereich, hervorgerufen durch instabile SIGe. Neueste Studien über die Gangart und der Beckenbewegung haben diese Ursache widerlegt. Zusätzlich können Injektionen in die Kapsel und Bänder des SIG unter Bildwandler lokale Rücken- und Beinschmerzen auslösen.
Direkte Verletzungen sind häufige Ursache für Dysfunktionen des SIG. Ein Sturz auf das Becken, Motorradunfälle und das Übersehen einer Stufe beim Treppensteigen, sind häufige Ursache für Verletzungen. Verletzungen können auch durch wiederholte Verdrehungen der LWS und des Beckens entstehen (in der Arbeit und beim Sport). Diese Arten von akuten und chronisch wiederholten Verletzungen resultieren in Überdehnung, Überbelastung und Reißen der primären SIG- Bänder, was zu einer Abschwächung und Abnormalität des Gelenkes führen kann. Diese Abschwächung des Gewebes und Veränderung der Mobilität des Gelenkes führt zu schmerzhaften Bändern und Gelenken sowie Verspannungen in den unteren Rücken- und Beckenmuskeln.
Häufig berichten Patienten über Schmerzen im unteren Rücken, welche beim Sitzen, Stehen und Drehen des Oberkörpers sehr stark sind. Diese Intoleranz beim Sitzen und Stehen wird auch als „Theater-Cocktail-Party Syndrom“ bezeichnet.
Eine Dysfunktion des SIG wird durch die Anamnese des Patienten, der Analyse von mechanischen Verletzungen, und genaue muskuläre Untersuchung der Nerven und dem Becken, diagnostiziert. Der Untersucher muss sowohl mit Hypo-Mobilität und Hyper-Mobilität der SIGe und vertraut sein, als auch damit welche Rolle sie für die unteren Rückenschmerzen spielen. Unglücklicherweise zeigen nicht alle Patienten eindeutige Hinweise darauf, ein gedrehtes Becken, Beinlängendifferenz und Schmerzen über dem SIG und den dazugehörigen Bändern zu haben. Röntgenaufnahmen einer Beckenübersicht können eine krankhafte Anordnung oder Arthrose aufzeigen, aber sie sind meist unauffällig. Andere Radiologische Untersuchungen wie MRT, CT und Knochen Scan ebenso. Diese sind meist auch normal, können aber andere Ursachen wie Bandscheibenvorfälle, Infektionen, Frakturen und weiteres aufdecken. Die Reduzierung und Nachbildung der Schmerzen mit Bildwandlergestützten intraartikulären Injektionen und Injektionen in die Bänder, können eine genaue Diagnose stellen.
Rehabilitationstechniken sowie Beweglichkeit, Stärkung des Gelenkes und Behandlung der Sehen und Bänder sollten die erste Therapie gegen Dysfunktion im SIG sein. Gang und Körperhaltungsschulung können dazu beitragen ungewollte Belastung auf das SIG auszuüben. Des weiteren können Lumbalbandagen, Stützkorsetts und andere mechanische Hilfsmittel beim Sitzen und diversen Aktivitäten verwendet werden. Injektionen mit Kortison und Anästhetika können den Verlauf bei rehabilitativen Maßnahmen positiv beeinflussen. Resistente oder chronisch rezidivierende Fälle reagieren sehr positiv auf „Prolotherapie“ welche die Bänder des SIG stärken und somit zu einem Normalbefund an der betroffenen Stelle beitragen. Chirurgische Eingriffe sollten nur im Falle eines instabilen und geschwächtem SIG erfolgen.
Das Sacroiliacalgelenk ist häufig der Grund für Schmerzen im unteren Rücken und den unteren Extremitäten. Chronische sowie akute Probleme des SIG können mit konservativer Therapie erfolgreich behandelt werden.